Fritz Cremer:
(März 2018)

Fritz Cremer ist einer der bedeutendsten Bildhauer Deutschlands!

Seine Skulpturen sind auf dem Kunstmarkt eine Seltenheit. Deshalb freuen wir uns, Ihnen eine Auswahl aus dem bildhauerischen Schaffen des Meisters präsentieren zu können. Unsere Ausstellung wird durch ausgewählte Zeichnungen und Druckgraphik ergänzt.

„Man sagt, daß der Künstler die Welt befragt. Das ist nicht richtig. Der Künstler wird von der Welt befragt, und er muß antworten …“, schilderte Cremer sein Kunstverständnis. Diese Einsicht gründet auf seiner Biographie. Bereits 1926 trat Cremer der KPD bei, ab 1934 traf er unter anderem mit Helene Weigel und Bertolt Brecht zusammen, dessen Werk ihn Zeit seines Lebens beschäftigen wird. Seine Reflexionen auf die herrschenden gesellschaftlichen Zustände mündeten in dem Relief „Trauernde Frauen“, für das er 1936 den Preußischen Staatspreis bekam.

Ab 1946 leitete Cremer als Professor die Bildhauer-Abteilung der Akademie für angewandte Kunst in Wien bevor er 1950 nach Berlin übersiedelte. Kurz darauf begann er seine Arbeit für das Denkmal des Konzentrationslagers Buchenwald, die er 1958 vollendet. Das Grauen des im Kriege erlebten fand mehr und mehr Ausdruck in seinem Werk. Die Schwere und das Leiden, daß in den Skulpturen der trauernden Mütter liegt, wird fortan exemplarisch für Cremers Werk. Von 1961 bis 1965 entsteht eines der Hauptwerke des Bildhauers „O Deutschland, bleiche Mutter“ für das KZ Mauthausen in Österreich.

„Die Bildhauerkunst hat, soweit sie sich nicht in einer unsinnigen Ausstellungskunst erschöpft, ihrem ursprünglichen Wesen nach … die Aufgabe, sich mit dem Guten und Schweren zu beschäftigen. Je ernster und verantwortungsvoller … sie dies vermag, um so schneller und gründlicher hilft sie … ein bedrückendes Erbe geistig zu überwinden und in zukunftsfreudiges Dasein umzuwandeln“, so Cremer 1959 in einem Interview.

Den Bildhauer auf seine mahnenden Skulpturen zu reduzieren, verbietet sich. Parallel entstehen zahlreiche erotische Plastiken und Zeichnungen, Bertolt Brechts „Galileo Galilei“ interessiert ihn. Und er bearbeitet diese Themen mit den Mitteln der Skulptur, der Zeichnung und der Druckgraphik. Opfer, Leid, Liebe, Hoffnung bleiben seine Themen. Leicht macht er es dem Betrachter dabei nie.

„Mich interessieren keine Dinge, die ich mit der linken Hand machen kann. Das wirklich Interessante ist für mich, was ich als einen Knochen bezeichnen könnte, den dem ich herumnage – vom Geistigen, vom Gedanklichen und auch von Formalen her. Daher weiß ich dann, daß ich dem Betrachter etwas übergebe, an dem er auch nagen muß und sich festbeißen kann, wenn er die Voraussetzungen mitbringt. Aber die Voraussetzungen muß er mitbringen. Und dazu langsam den Menschen zu veranlassen, daß sich das lohnt, an etwas herumzubeißen, daß er etwas davon hat, daß er sich ein Bewußtsein aneignet, zu dem … ich ihn veranlasse, so wie er mich ja dann umgekehrt, in seiner Reaktion, auch veranlaßt. Wir sind doch schon in dem Zustand, wo wir jetzt nicht von dem ‚einfachen Menschen‘, von dem ‚Mann auf der Straße‘, von dem ‚Nicht-Kunstkenner‘ sprechen, sondern wir sprechen schon von dem Partner …“ (Filmgespräch Fritz Cremer im 66. Jahr, 1972)