Heinz Mutterlose
(März 2017)

Heinz Mutterlose – dieser Name wird wohl nur wenigen Kunstinterressierten ein Begriff sein. Das ist einerseits kein Wunder, grenzte sich der Maler doch scharf von der sogenannten „Leipziger Schule” mit ihrer historisch-symbolischen Kunstauffassung ab und wurde deshalb von der Kunstkritik kaum beachtet. Andererseits ist es kaum zu verstehen, daß ein Maler seines Formats, der „weit über die Reize des flüchtigen Augenblicks hinaus, das Wesenhafte der lebendigen Natur eindrucksvoll erfaßt”, lange unentdeckt bleiben konnte. Einzig der Leipziger Kunsthistoriker Günter Meißner, unter anderem Verfasser der großen Tübke-Monographie, sah in Mutterloses Werk eine empfindsame und zeitlose Naturkunst, die den Maler, abseits einer neuerungssüchtigen Moderne, zu einem typischen Vertreter der expressiven Realisten machte. Meißner schreibt, Mutterloses Gartenwinkel und Blumenstilleben in ihrem sprühendem Farbenreichtum, ihrer organischer Bewegungsfülle seien mit instinkthafter Spontanität gemalt. Der junge Mutterlose hatte früh das Ziel Kunstmaler zu werden. Seine Ausbildung genoss er jedoch nicht im Kunstzentrum Leipzig. Er zog die eher offene und experimentierfreudige Burg Giebichenstein in Halle vor. Sein Lehrer dort war Erwin Hahs, der ihn mit seiner wuchtigen, lapidaren Bildsprache tief beeindruckte. Kurz: Mutterlose war bereits in jungen Jahren ein glühender Expressionist! Als in den 1950er Jahren stalinistische Funktionäre alles Expressionistische als „dekadenten Formalismus” verteufelten, verließ er Halle und ging zurück nach Schkeuditz. In den folgenden Jahren zwangen ihn die Not und das Wissen um die Verantwortung für die Familie, seinen Unterhalt als Lehrer in Zeichenzirkeln zu verdienen. Einige Ausstellungen folgten, verbunden mit wohlwollender Kritik, die in Mutterlose einen „stimmungsvollen Impressionisten” zu erkennen glaubte. Die Bearbeitung damals politisch relevanter Themen wollten ihm dagegen nicht gelingen. Auch deshalb zog er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Sein Ziel wurde es, wie Günter Meißner schreibt: „hinter der äußeren Erscheinung die verborgenen Wesenkräfte der Dinge, den Pulsschlag der Natur und ihr miteinander verwobenes, strömendes, vielfach geädertes Leben sichtbar zu machen”. Diesem Ziel verschrieb er sich bis an sein Lebensende. In diesem Jahr wäre Heinz Mutterlose 90 Jahre alt geworden. Seine Kunst wird wiederentdeckt, seine Arbeiten bei Auktionen verkauft. Diese öffentliche Anerkennung hätte dem Maler gefallen.