Herta Günther & AttilaG
(Dezember 2016)

Poesie des Alltäglichen

Der zauberhafte Klang und das Licht einer glücklichen Stunde ist wohl das Geheimnis einer Künstlerin, die sich der bildenden Kunst mit Leib und Seele verschrieben hat. Sie ist von Beginn ihrer freien künstlerischen Tätigkeit, nach einem Studium bei Hans Theo Richter und Max Schwimmer, eine  der vielseitigsten Meisterinnen der Dresdner Kunstszene. So beginnt sie mit Radierungen, Pastellen und Malereien immer parallel zueinander und entwickelt hierbei ihren unverkennbaren, an Gestaltenswertem orientierten Mal- und Zeichenstil. Nicht selten werden hier die Menschen ihrer Umwelt in der Zeichnung erfaßt, die sich einem Gefühl der Beglückung nicht versagen können. Einfach gesagt, das Dargestellte enthält oft nur fröhlich-kritische Betrachtung und nicht, wie von Kunstwissenschaftlern gerne hineininterpretiert, Resignation und Niederlage der menschlichen Kreatur.
Die Geburt der Poesie in ihren Arbeiten, eine Lebenshaltung froher Bescheidenheit und vergnügter Genügsamkeit am Genuß einfacher Dinge, Menschen und Daseinswelten sind der Inhalt dieser Kunst. Diether Schmidt, der das Werk von Beginn an begleitet hat, weiß auch um das reiche Erbe, das
die Künstlerin befragt hat. Zitat: „Von Toulouse-Lautrec und Degas nahm sie, deren Sarkasmus beiseitelassend, die Arabeske, in der sich Gestalt und Raum verschränken. Im vertraulich direkten Blick des Zöllners Rousseau fand sie sich Verwandtes. Dazu kam ein Schuß Esprit von Suzanne Valadon und Marie Laurencin. Manches erinnert an die grotesken Dicken Fernando Boteros.“
Das Besondere an ihrer Kunst ist eine sächsische Nüchternheit, die die romantische und elegante Sprache á la francaise nicht auschließt, eine Ironie ohne zu verletzen, eine sächsiche Humorigkeit, die für den Betrachter beglückend ist. Ihre Farbradierungen, die sie nur selbst so luxuriös drucken konnte, haben ein Flair, das fast jeden in seinen Bann zieht. Diether Schmidt sagt dazu: „Die Alchimie ihrer Farbradierung mag jeder selbst ergründen“.
Die geistige Haltung der Künstlerin ist von der ätzenden Schärfe eines Otto Dix oder auch George Grosz weit eintfernt. Ihr Schaffen wurzelt zutiefst in der Tradition der alten sächsischen Kunstmetropole Dresden. In den 1990er Jahren ist zwar ein Zug von Bissigkeit und gelegentlicher Tristesse nicht zu leugnen, aber Heiterkeit, Freundlichkeit, Güte und menschliches Verständnis für Sorgen und Nöte sind die überwiegende Sichtweise, die in ihren Malereien und Pastellen zum Ausdruck kommt.