Josef Hegenbarth – Arbeiten auf Papier
vom 19. September bis 10. Oktober 2014
Momentaufnahmen
Wird in der Kunst von Momentaufnahmen gesprochen, denkt man unwillkürlich an Fotografie, an das Medium Kunst, das die Realität zwar individuell, aber unverfälscht – objektiv auf dem Papier darstellen kann. Im Gegensatz zur Fotokunst ist das Zeichnen die persönliche Sprache eines Künstlers, die nicht nur imstande ist, einen bestimmten Moment festzuhalten, sondern auch die Fähigkeit besitzt, durch Pinsel und Federführung, einem im Zeichen gefangenen Augenblick Intimität zu verleihen, indem der Zeichner die Selbstreflexion auf die Spitze treibt. So wie der Fotograf, geht auch der Zeichner immer von der festgelegten Situation aus. Aber während der Fotograf den Realismus als Qualität der Bilder versteht, so bekommt er für den Zeichner einen ästhetischen Effekt. Diesen Effekt ruft er dadurch hervor, dass er bestimmte Bilder unrealistisch, teilweise mit komischen und grotesken Zügen auf dem Papier gestaltet und deren Interpretation dem Rezipienten überlässt. In diesem Fall gründet sich das Verständnis der Momentaufnahme nicht auf den Realismus, sondern auf die Wahrnehmung des Betrachters.

Zeichnung, Pinsel, Tusche, 1942, sign., 256 x 408 mm, bez.: „Als der Teufel zu Bett gegangen war, hob die alte Großmutter den Stein auf und ließ den Soldaten heraus. Darauf mußte er auf einem andern Weg durchs/Fenster heimlich und in aller Eile zu seinen Gesellen zurückkehren. Blatt 12“
verso bez.: Der Teufel und seine Großmutter 1942
WV Zesch D VI 506

(Der Kalif und sein Großwesir beobachten, als Störche verzaubert, wie Mizra, der Sohn des Zauberers Kaschnur, prächtig geschmückt in Bagdad Einzug hält.)
Zeichnung, Pinsel, Tusche, um 1943, sign., 325 x 250 mm, verso bez.: „Da sahen die Störche unten in der Strasse/einen prächtigen Aufzug./ Die Karawane, Geschichte vom Kalif Storch/von Hauff“
WV Zesch D VI 515

(Blatt 6) Dritter Tag. Canetella, Das Pferd verrät Canettella (Seite 161/162)
(Das Pferd verrät dem Zauberer Scioravante, dass die Königstochter Canetella von den verbotenen Trauben genommen hat.)
Zeichnung, Pinsel, Tusche, 1956, sign., 502 x 381 mm, verso bez.: Pentameron 11/Cannettella/1956
WV Zesch D VII 560