Jürgen Wenzel
(September 2016)

Jürgen Wenzel: Allegorien der Vergänglichkeit
Malerei und Arbeiten auf Papier

Bei meiner ersten Begegnung mit den Arbeiten Jürgen Wenzels erging es mir vermutlich nicht anders als es Ihnen gerade ergehen wird. Das Atelier ist prall gefüllt mit überdimensional gemalten Schweine- und Rinderhälften, mit fein drappierten Fischen und Hummern, Fasanen und Rotkehlchen – erschreckend elegant in ihrer Leblosigkeit.
An sich sind Wenzels Bilder nicht schockierend! Trotzdem berühren sie in einer anfangs beunruhigenden Weise. Erst nach näherer Beschäftigung mit seinen Arbeiten, einem „Sich-Hineinsehen” bekomme ich die Ahnung: Möchte man sich Wenzels Bildern inhaltlich nähern, empfiehlt sich zuerst die malerische Betrachtung. Solides Handwerk (heute keineswegs mehr vorauszusetzen) legt das Fundament für eine kompromißlose, expressive Pinselführung. Der Meister quält sich mit und an seinen Bildern – an den Schattierungen der Hintergründe und an den nuancierten Formen seiner Modelle. Dabei geht es ihm nicht um die bloße Darstellung der Hülle und belangloser Äußerlichkeiten, sondern vielmehr um das Gewesene und noch Seiende.
Es geht um das Innerste und um das, was aus dem Motiv heraus lebt. In seinen Porträts und Akten spiegelt sich der Charakter der gemalten Personen. Welche Assoziationen sich aus dem Betrachten seiner Bilder ergeben, bleibt dem Einzelnen überlassen. Eines erreicht Wenzel konsequent: Unwillkürlich macht man sich Gedanken über das, was vor einem auf den Malgrund gebannt ist. Meiner Meinung nach geht es in Jürgen Wenzels Bildern beinahe ausschließlich um eines: um die Schönheit und das Wissen um deren Vergänglichkeit!
Raik Hellwich

Jürgen Wenzel wurde 1950 in Annaberg/Erzgebirge geboren. Nach
seiner Ausbildung als Porzellanmaler in der Staatlichen Porzellanmanufaktur in Meißen war er dort bis 1975 als Indischmaler tätig. Von 1975 bis 1980 studierte Wenzel an der Hochschule für Bildende Künste, Dresden. 1982 gründete er zusammen mit Bernd Hahn, Andreas Küchler und Anton P. Kammerer die Edition „B 53”. Zahlreiche Arbeiten Wenzels befinden sich im Besitz renommierter Museen und bekannter Privatsammlungen.